GEHEIMNISVOLLE POST


In einem Holzkästchen meines Vaters fand ich unter anderem diese Karten. Ich wusste aus früheren Erzählungen, dass er sich gerne einen Spaß machte und so manches Mal Postkarten in den Laden schickte. 

 

Lustige, vermeintlich abgesandte Karten von Michelle & Su, seinen Schaufensterpuppen.

 

Eine andere Karte gestempelt leider bereits am 20.12.2012 - er sagte noch "da war die Post zu schnell.

Es hätte der 21.12. werden sollen - passend zu meinem Bild."

 

Mr. Tambourine am 21.12. ist kein Worlduntergang. 

 

Er hatte es gerade in der DORR'S Galerie an die Wand gehängt und den Strahler darauf gerichtet, als ich auf dem Heimweg an seinem Laden vorbei kam. Ich sah dieses Bild, wie es von der Wand strahlte in seinen starken Farben. "Ich möchte es unbedingt kaufen. Was möchtest du dafür haben?" 

 

Natürlich wollte er es mir schenken. Doch ich bestand darauf den von ihm festgesetzten Kaufpreis dafür bezahlen zu dürfen. Er willigte ein. So kam ich zu meinem ersten MANDO. 

 

 

 

Das Bild begleitet mein Leben bis heute - gibt mir Energie und Kraft. Ich wurde schon mehrfach darauf angesprochen, ob es zu verkaufen ist. Aber dieses Werk soll bei mir sein - als der einzige "Handel" ;-) zwischen mir und meinem Vater. 

 

Irgendwie ist dieses Bild ein Zeichen - ich kann es nicht anders beschreiben.

 

 

Ein weiteres wichtiges Bild und ab Tag eins "Symbol" dieser Homepage, ist das Selbstbildnis aus Dezember 2003.

 

Es folgte der Tag im Jahr 2014, an dem wir seinen Gewölbekeller ausräumten. Er rief mich zu sich und übergab mir in die Hände dieses Bild. 

 

Er sagte: "Dies bin ich. Pass bitte gut darauf auf."  


 

An diesem Tag veränderte sich mit der Aufgabe des Gewölbes nicht nur das Leben meines Vaters.

 

Es veränderte fortan auch unsere Verbindung. 

Ich sah nicht nur meinen Vater. Ich sah zum ersten Mal auch den Künstler MANDO.

 

 


 

Kommen wir aber zurück zu seinen Karten:

 

Ich fand weitere Postkarten aus 2001. Die er mit "Gruß Tomy" abschickte.

Sie enthielten Presse Auszüge des Wiesbadener Kurier in Bezug auf Terrorgefahr in den USA, Milzbrandalarm in Deutschland und einem gesunkenen Lastenschiff, mit 2000 Tonnen Eisenerz vor einer Lorcher Insel.

 

Warum schickte er sich Karten mit solchen Artikeln?

Den Namen Tomy hatte ich früher mal von ihm gehört - dies war er selbst.

 

 

 

Es ging weiter mit einer Postkarte vom 04.12.1989, die ich dann überhaupt nicht mehr zu deuten wusste. 

 

Was war dies für eine Sprache?  Die er so fließend niederschrieb. 

ASSI DIR gibt es im Luxemburgischen und bedeutet WENN DU.

 

Aber alles Andere?

Vermutlich auch nur ein Scherz. Die zweite Briefmarke war es auf jeden Fall.

 

 

Aber mich faszinierte die Leichtigkeit in dieser Schrift. Zu Lebzeiten tat er sich oft schwer längere Texte für eine Anzeige etc. zu verfassen oder sonstige Alltagspost zu beantworten. Dies war ihm immer lästig. Aber hier schrieb er federleicht.  

 

 

Ich laufe weiter in den Spuren von MANDO!

 

Ein Künstler, der in seinen Werken seine eigene Sprache führte und in Textgebilden verschlüsselte.

 

Vielleicht ist es auf der Postkarte die Sprache seiner ganz eigenen Welt.


Seine Welt, die niemand außer ihm kannte.




Seite hinzugefügt im Februar 2023