Er ist inspiriert in seinen Bildern.
Er fühlt - er lebt sie. Er zeigt sich in ihnen - ganz speziell.
Ein Künstler der nicht nach Vorlagen malt. Es zählt alleine die Stimmung, die seine Gefühle und Verrücktheiten zu Papier bringen.
Rückblick:
Ende der 60iger bis weit in die 70iger Jahre dekoriert Manfred Helmut Dorr als freiberuflicher Schaufenstergestalter in Modehäusern von Wiesbaden, Mainz und Frankfurt.
1975 eröffnet er in Wiesbaden Rheinstrasse, Ecke Wörthstrasse ein Antikgeschäft
„Antiquitäten DORR“.
Im Gewölbekeller des Hauses findet er einen Ort seiner Inspiration. Spät nach Ladenschluss zieht er sich dorthin zurück.
In fast vierzig Jahren entstehen dort die meisten seiner Bilder.
Er liebte es Außergewöhnliches zu erschaffen, ob in der Dekoration oder in der Malerei.
Wer ihn kannte, wusste wie leidenschaftlich er Sachen tat, er war sehr belesen, sein Wissen weit gestreut. Es war immer schön ihm zuzuhören, wenn auch oft anstrengend.
Seine große Liebe galt Paris, wo er in jungen Jahren - weitab vom heutigen Trubel - an der Seine malte und von der Staffelei Kohlezeichnungen verkaufte. Es blieb ihm verwehrt nochmals nach Paris zurück zu kehren, aber er wollte auch nicht die Hektik einer Metropole spüren, - die Zeit von damals gab es nicht mehr.
Er lebte lieber in seinen Träumen, aber stets mit dem Blick nach vorne. Er liebte die Freiheit, die Natürlichkeit von Dingen und sprudelte voller verrückter Ideen.
Er malte für sich.
Menschen die Fotos seiner Bilder sahen, sie verrückt fanden - ihm Angebote zu Ausstellungen im Kurhaus von Wiesbaden und in Amsterdam machten, zu Zeitungsinterviews, - selbst das Angebot zur einstündigen Dokumentation über ihn als Maler und Antikhändler Wiesbadens im Hessen3 Fernsehen zu berichten - lehnte er ab.
Nur er wusste warum er das tat.
DIE WAHRSAGUNG, DIE SEIN LEBEN STOPPTE
Er erzählte mir von einer Zigeunerin die ihm mal als jungem Mann aus der Hand las.
Sie sagte zu ihm, „Ich sehe zwei Wege.
Einer endet früh - mit Anfang 50.
Überstehst du diesen, wirst du ein langes Leben haben, das erst mit 94 Jahren enden wird.
Du wirst Maler sein. Aber Vorsicht, wird deine Kunst bekannt, wird dein Leben schnell enden.“
Er glaubte daran und sagte mir, „Er habe noch so viel vor im Leben.“
Es blockierte ihn tatsächlich in seinem Tun. Dies merkte ich, als ich ihm zum 78 igstem Geburststag mit einer eigenen Homepage überraschen wollte. Ich war stolz und freute mich wie ein kleines Kind. War voller Erwartungen was er dazu sagen würde „online“ zu gehen.
Doch auch dies lehnte er ab. Er sagte, „Ich bin noch nicht soweit. Ich gebe dir ein Zeichen.“
Oft lief ihm die Zeit davon. Der Tag hätte 48 Stunden haben müssen und selbst das hätte wahrscheinlich nicht ausgereicht, um all die Dinge in seinem Kopf umzusetzen.
Er war getrieben, jung geblieben, aber irgendwie anders, - halt nicht von dieser Welt.
Er sagte mal zu mir, „Ich komme von einem Stern und dorthin werde ich eines Tages zurückkehren. Der Sternenstaub wird mich irgendwann mitnehmen.“ Ich schmunzelte.
Er war so ein besonderer Teil von mir und ich war sicher, - nur ich konnte ihn verstehen.
Im Jahr 2014 nach fast 40 Jahren schloss MANDO die Türen seines Antik-Geschäfts. Er zählte zum Urgestein des Wiesbadener Antikhandels. Doch neben der Geselligkeit seiner Kunden und der dort verbundenen schönen Zeit - verlor er auch den Ort seiner Inspiration.
Er malte noch bis in den Sommer 2015 - dann legte er Pinsel und Staffelei zur Seite.
Es begann die Zeit in der wir ahnten, dass es für ihn nicht weiter geht. Vielleicht spürte er bereits seinen Körper, aber er sprach nicht darüber. Es sollten seine letzten Bilder sein.
Doch ganz gleich in welcher Epoche sie entstanden sind - ob auf Plakatkarton, Sperrholz, Leinwand oder einfach nur auf Papier - sie führen seine ganz eigene Handschrift.
Die Arbeiten sind oft grundverschieden, teils sehr farbstark.
Er hatte eine eigene Art der Pinselführung, niemals hat er vorgezeichnet, jedes Bild halt ein MANDO.
Er sagte, „Meine Bilder sind zu anders, zu wenig normal, als das man sie versteht. Sie sind halt ICH.“ Ich grinste ihn an, wenn er das sagte.
Sein Zeitpunkt kam schneller als vorgesehen.
Am Krankenbett sagte er zu mir, „Ich wollte 94 Jahre werden. Ich habe noch so viele Bilder im Kopf die ich malen möchte, aber der Krebs nimmt sich meinen Körper. Es ist schwer wenn man im Kopf klar ist- aber den Körper gehen sieht. Schau mich an.“ Er hatte dabei Tränen in den Augen.
Draußen vor dem Fenster ein großer, starker Baum.
Er wurde zunehmend stiller und sah nur friedlich zu, wie der Baum seine Blätter im Wind wehen lies - er liebte diesen Baum. Auch dieser verlor sein Laub.
Ich sagte, „Komm wir schauen in die Sterne.“
Da lächelte er zurück. Ich bewunderte ihn für seine Leichtigkeit sich von dem Irdischen zu lösen. Er wusste was kommt, er glaubte an das Universum. Er sagte immer „Es ist alles ein Zusammenspiel aus Energie und Materie. Wir sind nur ein winziger Teil davon.“
Er hatte keine Angst vor dem Sterben, zumindest zeigte er es nicht. Er wollte nur seinen Körper, der ihm durch die Krankheit so fremd geworden war, ablegen. Er war mit ihm immer so ehrgeizig gewesen, jeden Tag eine Stunde Boden- und Hanteltraining. Er konnte es nicht verstehen, dass sein Körper, der immer 15 Jahre jünger erschien, innerhalb eines halben Jahres zerfiel.
Am 14.11.2016 nahm er meine Hand und sagte zu mir:
„Es wird Zeit für mich zu den Sternen zu gehen. Wir sind verbunden - es bedarf keiner Worte.
Nimm meine Bilder und führe sie ins Licht.“
Am 16.11.2016 schlief Manfred Helmut Dorr friedlich ein.
Diese Homepage ist ihm gewidmet. Einem außergewöhnlichen Menschen, der mit der irdischen Welt nicht wirklich zu recht kam.
Der sich zurück zog und in seiner eigenen Welt lebte.
Er war kein Familienmensch, ein Einzelgänger mit sich und seiner Kunst.
Ich danke Mama, die ihm 50 Jahre zur Seite stand und ihm sein oft egoistisches Leben ermöglichte, es akzeptierte, nicht sein Lebensmittelpunkt - aber seine Säule zu sein.
Danke für Deine Kraft.
Ich danke dem Hospitz St. Ferrutius in Taunusstein Bleidenstadt.
Ein Ort mit wunderbaren Menschen - „Wo man alles kann, aber nichts mehr muss.“
Danke für die sehr intensive Zeit, die ich mit ihm noch erleben durfte.
Einem besonderen Menschen, meinem Vater „Helmut MANDO“.
Ich werde dich nicht vergessen.
In Liebe deine Tochter
GEDENKTAG IM HOSPITZ
Drei Monate nach seinem Tod gab es einen Gedenktag im Hospiz.
Acryl auf Leinwand